Geschichte des Blauen Wiener

 

Die Rasse der Blauen Wiener ist seit Jahren eine der am bekanntesten und am weitesten verbreiteten Kaninchenrassen in Deutschland. Sie wurde um 1890 in Österreich erzüchtet. Die Kombination zwischen der mittel- bis dunkelblauen Farbe in Verbindung mit dem leicht gestreckten walzenförmigen Typ und einer kräftigen Kopfbildung macht den Reiz bzw. die Attraktivität dieser Rasse aus. Diese frohwüchsige Rasse ist sowohl für die Schönheitszucht als auch für die Fleischgewinnung bestens geeignet.

 

Blaufarbige Kaninchen hatte es schon früher gegeben und so beschrieb ein holländischer Naturforscher diese Tiere bereits im 17. Jahrhundert; sie fanden jedoch bis Ende des 19. Jahrhunderts kaum Beachtung. Um das Jahr 1895 machte es sich der Vorsitzende des 1. Wiener Kaninchenzüchtervereins, Johann Constantin Schultz, ein Beschäftigter der Wiener Eisenbahngesellschaft aus Wien-Hetzendorf, zur Aufgabe, den "Blauen Wiener Riesen" zu züchten. Er soll für sein Zuchtziel wegen der Größe Belgische Riesen, wegen der Robustheit französische Halbwidder und wegen der Farbe Lothringische Riesen eingesetzt haben und gilt als der Vater dieser neuen Rasse, die im Jahre 1895 erstmals ausgestellt und 1897 vom österreichischen Zuchtverband als „Blaue Riesen“ anerkannt wurde. Schultz hatte zwar etwas ganz anderes als die heutige Rasse züchten wollen, denn dem Streben der damaligen Zeit zufolge lag sein Zuchtziel darin, eine möglichst große Rasse zu schaffen und daher stammte zunächst auch die Bezeichnung „Wiener Riesenkaninchen“.

 

1903 wurden dann die ersten Tiere nach Deutschland importiert und schon zwei Jahre später bei einer Ausstellung in Hamburg präsentiert. In den ersten Jahren soll es einen Richtungsstreit gegeben haben, der insbesondere eine Entscheidung zwischen zwei Zuchtrichtungen verlangte. Ein Teil der Züchterschaft strebte ein blaues Riesenkaninchen an, bei der das höhere Gewicht wichtiger war als die Farbe, während der andere Teil die Farbgebung der von ihnen als mittelschwere Rasse gewünschten Tiere priorisierte. Anfangs soll es auch Diskussionen hinsichtlich des genauen Farbtons und der Ausprägung der blauen Farbe gegeben haben. Es zeigte sich dann jedoch, dass die angestrebte aparte Farbe nur bei mittelschweren Tieren in Erscheinung trat und so wurde schließlich dem mittelschweren Blauen Wiener Kaninchen der Vorzug gegeben.

 

Als heutige mittelgroße Rasse haben die Blauen Wiener ein Mindestgewicht von 3,25 kg und ein Normalgewicht von über 4,25 kg. Das Höchstgewicht liegt bei 5,25 kg. Sicherlich stellt ein Blauer Wiener mit einem Gewicht von ca. 4,7 kg bis 5,0 kg den Ideal-Typ dar und bei zu schwachen Gewichten sollte man von einem Einsatz in der Zucht absehen. Der leicht gestreckte und walzenförmige Körper, an dem der Kopf ohne sichtbaren Hals sitzt, kommt bei einer mittelhohen Stellung richtig zur Geltung. Tiere, die sehr gut im Gewicht stehen, zeigen häufig besser dieses Zusammenspiel der beschriebenen Komponenten beim Wiener-Typ wie Tiere, die relativ knapp im Gewicht sind. Das Fellhaar ist mittellang und gleichmäßig über den ganzen Körper begrannt. Immer wieder treten in vereinzelten Zuchten Tiere mit überstehender Begrannung auf. Ein Aushängeschild dieser Rasse ist die Körperform in Verbindung mit der Kopf- und Ohrenbildung. Ein kräftiger Kopf mit gut ausgebildeten Backen, breiter Stirn und Schnauzbreite in Verbindung mit kräftigen, gut strukturierten und abgerundeten sowie voll behaarten Ohren sollte angestrebt werden. Im Idealfall werden die Ohren V-förmig getragen. Die Deckfarbe ist kräftig mittel- bis dunkelblau. Gleichmäßig über den Körper verteilt erscheint sie am Bauch etwas matter. Die Deckfarbe soll frei von Rostanflug und weißen Haaren sein. Die Augenfarbe ist blaugrau, leider treten immer wieder vereinzelt Tiere mit braunen Augen auf. Die Unterfarbe ist etwas heller als die Deckfarbe. Sie soll am Haarboden nicht aufhellen.

Der Blaue Wiener ist ein typischer Vertreter der blauen Farbe. Die Erformel der Rasse wird mit ABCdg (deutsche Symbolik) bzw. aBCdE (internationale  
Symbolik) angegeben. Die Frohwüchsigkeit der Blauen Wiener sowie die Fähigkeit der Rasse, Mutterinstinkte zu entwickeln, machen auch bei etwas späteren Würfen im Zuchtjahr die Aufzucht der Jungtiere zu einer relativ sicheren Angelegenheit. Jedoch sollte bedacht werden, dass hier, wie auch bei allen anderen Rassen, die eine ausgeprägte Kopfbildung benötigen, diese erst mit zunehmendem Alter richtig ausgebildet wird.

Die standardkonforme Zucht dieser Rasse läuft innerhalb des
ZDRK auf einem sehr hohen Niveau. Im Jahr 2008 (für 2009 liegen die Zahlen noch nicht vor) wurden 2.400 Zuchten von Blauen Wienern gezählt und im Jahr 2008 in dieser Rasse etwa 12.000 Alttiere sowie etwa 50.000 Jungtiere gemeldet.